|
Dänemark - Notizen einer Reise, Teil II
Abt.: Häusl-Report (zu lesen am oder über
die)
Die folgenden Zeilen und Seiten wollen kein kulinarischer oder gar Reise-Führer
sein. Es sind lediglich ... Auch bei der Rückfahrt aufs Festland war uns der Mond mit seinen Anziehungskräften
wohl gesonnen und hat nicht die Flut über uns hereinbrechen lassen. In
Esbjerg zog es uns gleich zum Hafen (vor drei Jahren startete
von hier die Raid Island), um das Leucht(turm)schiff
anzusehen (angeblich das größte der Welt als reine Holzkonstruktion).
Anfangs dachten wir, das sei völliger Nonsens und diese Idee kann nur dem
kranken Gehirn eines verrückten Erfinders entsprungen sein, denn Leuchtfeuer
mögen stationär sein, wie der Fels, vor dem es warnt. Es sollte aber
nicht das einzige Leuchtschiff bleiben, das uns in diesem Urlaub begegnete,
was wiederum zeigt, daß sie nicht bedeutungslos waren und doch ihre Verwendung
hatten. In Zeiten der Satellitennavigation ist aber keines mehr in Betrieb.
Esbjerg ist der größte Fischerei- und Export-Hafen Dänemarks
und damit offenbar gleichzeitig die größte Müllhalde. Denn ausrangierte
Kähne lassen sich nicht so einfach zusammenflexen und in den nächsten
170 Liter-Altmetall-Kübel werfen (mit Enten soll das ja möglich sein,
habe ich einmal gehört). Und so bleiben diese eben im Hafenbecken verankert
liegen (wir wollen jetzt nicht unterstellen, solange, bis der
Rostfraß entsprechend fortgeschritten ist und das Problem, sagen wir,
von der Bildfläche verschwunden ist). Es wird jedoch nicht nur zugewartet,
sondern der Schiffs-(und Enten-)Feind Nr.1 in der großzügig
angelegten Werft auch aktiv bekämpft. Die Fauna des Hafengeländes
bot uns einige lebende Krebse und einen toten, abgenagten Hai (neben
einer aufgebockten, bereits teilgefledderten Fischkutterleiche in der nahen
Wiese). Die Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit führte uns nach
Holmsland Klit (kurz vor Hvide Sande am Ringkøbing Fjord,
sollte es wirklich jemanden geben, der mit dem Finger auf der Karte nachfahren
möchte) zu einem Campingplatz, der wirklich in den Dünen
lag und (fast) Treffenatmosphäre bot (d.h. jeder stellte sich dort hin,
wo er Platz fand, durcheinander, unausgerichtet, und nicht, wo er ein Platzerl
von 8x4m, mit Buschwerk umzäunt, zugewiesen bekam). Meist muß man
auf Campingplätzen dieses Landes die Morgengaben des Bäckers am Vorabend
bestellen, dort jedoch wurde es auf die Salzburgtreffen-Art, quasi resch & frisch,
angeboten (wir wissen nur nicht, wie das auf dänisch heißt). Entlang
des Fjordes führte nur eine Straße, und diese uns geradewegs
zum ersten Leuchtturm der Reise nach Nørre Lyngvig. Den Urlaub hätte
man auch unter den Titel Tour de Fyr stellen können, denn wir besuchten
jeden, der irgendwie am direkten Umweg lag (oder wählten diesen eben entsprechend).
Vom ersten Leuchtturm genoß man bereits nach 154 Stufen den wunderschönen
Rundumblick (und erkaufte sich für 5 DKK pro Person die dem vorauseilende
Tortour des Treppensteigens; es hat sich fast als kartellierter Preis herauskristallisiert
und machte somit die Besteigung derartiger Seezeichen zu einem durchaus erschwinglichen
Vergnügen). Von weiteren Details bleibt Ihr hier aber verschont. "Wo man schifft, dort laß Dich ruhig nieder, böse Menschen
bauen Brücken!" So (oder ähnlich zumindest) lautet schon
ein altes Fährmanns-Sprichwort, das wir uns zu Herzen genommen haben und
dadurch in Thyborøn gelandet sind. Die Stadt bietet zum einen die (mehr
oder minder) bekannte Sehenswürdigkeit Snekle-Huset, ein
über und über mit Schnecken und Muscheln beklebtes Haus mit Turm und
Touristen-Geldabzapfstelle, zum anderen einen großzügig angelegten
Hafen sowie keine Brücke über den Thyborøn-Kanal, sondern
eine 12-minütige Fährpassage Richtung Agger. Die Verbindung ist einfach
Teil der Straße 181, selbst die Leitlinie wird an Deck fortgesetzt ... Wir folgten der Küstenstraße, bis sie ins Landesinnere abbog, und
stachen dann wieder hinaus zu den Dünen nach Bulbjerg Kli(n)t
für ein einzigartiges 360°-Panorama. Auch begegneten wir hier wieder dem
Atlantikwall, den (leider) ein österreichischer
Psychopath vor knapp sechs Jahrzehnten an Dänemarks Stränden errichten
ließ. Viele der Bunker tragen etwas Morbides in ihrer verfallen(d)en Erscheinung,
andere zeugen durch Lagerfeuerrestbestände von jugendlichen Feierlichkeiten
und einer dieser hier wurde wirklich sinnvoll umgebaut: Es wurden Damen- und
Herren-WCs darin errichtet, daß man so richtig seine Meinung zur ursprünglichen
Verwendung der Stahlbetonklötze kundtun kann, also drauf ... So ein Zufall,
daß wir gerade ... Es soll auch nicht unerwähnt bleiben: Für
derartige Zufälle ist das Land generell, und Jütland im speziellen,
gerüstet. Stille Örtchen finden sich an den undenkbarsten Orten, sie
sind sauber und obendrein gratis. (Die geneigte Leserschaft möge einmal
versuchen, bei der Wiener Philadelphia-Brücke ihren Drang loszuwerden.
Es geht, natürlich, wie es in anderen Schnell- und U-Bahnstationen auch
möglich ist, allerdings bekäme man um diese 7 Schilling auch
schon eine Wurstsemmel.) Im
Rausch der Suche nach (weiteren) Sehenswürdigkeiten kamen wir nach Lønstrup
zu Rudbjerg Knude, dem versandeten Leuchtturm, der verständlicherweise
nicht mehr in Betrieb ist. Eine Wanderdüne größeren Ausmaßes
(ca. 70 m hoch) hat sich bis vor die Lichtaustrittsöffnung geschummelt
und das angeschlossene Haus unter sich begraben. Das Wandern ist der Düne
Lust nun nicht mehr dermaßen stark, und so liegt sie seit längerer
Zeit einfach da und läßt sich alljährlich von tausenden Touristen
erklettern, bestaunen, fotografieren. 1960 soll es einen verzweifelten Versuch
gegeben haben, die Düne abzutragen, acht Jahre später hat der Turm
zum wirklich letzten Mal geblinkt. In einem nebenliegenden Gebäude ist
ein kleines Museum, das ausschließlich über Sand handelt, untergebracht.
Dort wird beispielsweise auch erklärt, daß und warum man hier Sand
der Sahara findet. Die Erosion ist ein Hund, der an Dänemark nagt. Unweit (also in zu Fuß
erreichbarer Entfernung) des Leuchtturms steht die Mårup Kirke,
deren Einrichtung schon vor Jahren in Sicherheit gebracht wurde. Meinen Berechnungen
zufolge hätte die Kirche heuer die Klippen hinabstürzen müssen,
irgendwie schien sich aber in den letzten fünf Jahren doch nichts verändert
zu haben. Der Sand ist ein allgemeines Problem von Nord(west)jütland (und somit
auch in der Ente; er ist einfach überall und daher knirscht‘s ein bisserl
beim Schlafengehen). Wir haben aus dieser Not eine Tugend gemacht und besichtigten
Råbjerg Mile, die größte Wanderdüne des Landes.
Auf einer Fläche von 2 x 2 km bietet die Natur eine Instant-Wüste,
gegen die der Mensch offenbar machtlos ist. Mit munteren 8 m pro Jahr wälzt
sie sich gen Osten und hinterläßt auf der anderen Seite lebloses
Land. Damit nicht genug: Auch vor Stätten der Kathol(ik)en
macht Flugsand nicht halt. Von den tilsandede Kirke sieht man heute nur
mehr den Glockenturm, der (gegen Entgelt) auch bestiegen
werden kann. Das Kirchenschiff wurde abgetragen, da es den damaligen Besuchern
zu blöd wurde, sich jedesmal den Eingang freischaufeln zu müssen.
Vom Turm aus sieht man noch das Fundament und - auch schon unsere nächste
Attraktion. Skagen, das Nordkap Dänemarks, wie es sich gerne benennen läßt,
die nördlichste Stadt des Landes, der nördlichste Zipfel unserer Tour
(ganz korrekt: Grenen) sowie jener Punkt, bei
dem man gleichzeitig in der Nordsee und auch in der Ostsee stehen kann. Schwimmen
ist hier natürlich verboten, die Strömungen sollen ziemlich stark
sein, und man sieht auch anhand einer schön gezeichneten Linie, wo Skagerrak
und Kattegat einander abwatschen. Alleine der Gedanke an ein Foto ohne Menschen
war um diese Jahres- und Uhrzeit vergeudet (Mitte September
in der Dämmerung wäre das wieder möglich gewesen). Wer schon ganz oben ist, für den kann’s nur mehr abwärts gehen, oder,
ein bisserl positiver und in geographischen Termini formuliert: Wer am Nordpol
steht, der blickt und fährt immer nach Süden. So auch wir, auf geht’s! Überblättern Sie diese Seiten auch das nächste
Mal, wenn es wieder heißt "DÄNEMARK - Notizen einer
Reise ..." © Sabine & SLOTEN,
10. Jänner 2001
|
| | Top | | | | | URL: http://www.oecc.at/entenreisen/Narizin-Daenemark00-2.php | | | Stand: 30.10.2012 | | |